Präsenzunterricht mit Abstand – Erproben und Erforschen –

Der Weg zum Stück


Themenfindung und Stückentwicklung: Mit Abstand die beste Story

Themen- und Stückfindung in der Theaterarbeit können ohne Konfrontation mit den Hygieneregeln in moderierten mündlichen oder digitalen Kommunikationsprozessen gestaltet werden. Verschiedene kreative Schreib- oder Moderationsverfahren ermöglichen in dieser Phase einen regen Austausch über Auswahl, Ziele und Spielmöglichkeiten in der Ausgestaltung des Projekts. 

Die Entwicklung des Stücks dagegen verlangt reales Spiel in Form von Improvisation, Proben und Inszenierung. Auch wenn bei der Entwicklung des Projektergebnisses der Nebenblick immer die notwendigen Hygieneregeln mitbeachten muss, bleiben eine Fülle von Möglichkeiten an Spiel- und Übungsformen, die auch auf Distanz Nähe der Rollen-Spieler zueinander und zum Thema ermöglichen. 


Beachte: Was in welcher pandemischen Situation möglich ist, bestimmt ausschließlich der aktuell gültige und vom Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus veröffentliche Hygieneplan. Alle auf dieser Seite gegebenen Ratschläge und Empfehlungen sind stets daraufhin zu prüfen, ob der aktuell gültige Hygieneplan sie zulässt.


Gegenstände, hier die Eimer – werden zu Markierungen von festen Spielorten

Ideen zur pandemiegerechten Gestaltung der Erarbeitungsphasen im Theaterunterricht

  • Theatergruppen teilen in Teilübungsgruppen oder Spielende und Zuschauer*innen
  • Paarbeobachtungen auf Distanz im Sinne von Spiegel-Spielen und Spiegel-Übungen 
  • Einzelarbeit in vorher festgelegten Flächen oder auf markierten Spielpunkten 
  • Raumläufe ermöglichen den Spielenden seit jeher ein Üben in Distanz. Sie können von daher helfen, mit einer entsprechenden Abstandsvorgabe Rollenentwicklung und -studium vor Ort zu betreiben. 
  • Möglichkeiten der szenischen Interaktion auf Abstand in Bezug auf „Gruppe und Einzelne*r“ finden

Zum Beispiel „Aktionen auf Kommando”

  • Auf Abstand stehende Gruppe kommandiert eine/n einzelne Spieler*in 
    • Einzelne/r Spieler*in kommandiert eine auf Abstand stehende Gruppe 
    • Zwei Spieler*innen streiten sich um das Kommando 
    • Ein/e Spieler*in aus der Gruppe widersetzt sich
  • „Speakers Corner“ – ein/e Spieler*in präsentiert von einem Podest oder von einer Leiter aus eine Rede (auch mit mehreren Podesten) an die Mitspielenden

  • Distanz durch Gegenstände und Kostüme erzeugen, zum Beispiel 
    • Stangen – Zwei Spieler halten Stangen in den Händen 
    • Schwimmnudeln – Zwei Spieler halten sich eine Nudel an die Stirn 
    • Seil – Zwei Spieler halten gespanntes Seil in den Händen (Möglichkeiten: tanzen, kämpfen, auch Spiele mit nicht gespannten Seilen wie Seilspringen) 
    • Schwungtuch – gespanntes Tuch hält Spieler auf Abstand, auch andere textile Abstandshalter wie Decken sind möglich 
    • Kostüme – Gürtel mit daran angebrachten Abstandhaltern, Schaumstoffteile, große Reifröcke… 
    • große Kartons  
    • große Regenschirme 
    • Servierwagen, Transportwagen, Einkaufswagen 
    • fahrbare Paravents, Wandelemente, Spiegel 
  • Handlung abstrahieren, so dass wenig(er) Bewegung und Nähe auf der Bühne notwendig sind, zum Beispiel durch 
    • Chorisches Sprechen – Spieler*innen sprechen den Dialog, während die betreffenden Figuren stumm agieren bzw. ein Standbild zeigen, am festen Platz 
    • Morphen am festen Platz – in Zeitlupe fließend von einem Standbild in das andere übergehen
    • Status darstellen an festen Plätzen, die bestimmte Rangordnungen andeuten,  zum Zeigen der “gesellschaftlichen” Stellung in einer Gruppe – machtbewusst gegen unterwürfig, raumgreifend gegen eingeschränkt
    • Pantomime – Aktion ohne Sprache, Erzeugen von Aussage durch Gestik und Mimik, am festen Platz 
    • „Antitheater“ – frontal in Richtung Publikum, schematische Gesten, am festen Platz zur Ironisierung, auch durch bewusst distanziertes überdeutliches Sprechen und Agieren

Abstand wird durch mehrere Bühnenebenen erreicht
  • Möglichkeiten, die Spielenden in Distanz auf der Bühne zu halten, 

zum Beispiel 

  • als (9-)Positionen-Spiel, die (9) Bühnenpunkte mit je einem Spieler besetzen, einen frei lassen. Bewegung nur von einem Bühnenpunkt zu – einem leerem – Bühnenpunkt planen und bei Auftritten und Abgängen die Abstandsregeln beachten. 
    • Spielenden Zonen zuweisen als quer über die Bühne führende markierte Bahnen bzw. durch anders geformte markierte Bereiche, die den Abstand gewährleisten.
    • Feste Standorte auf unterschiedlichen Ebenen festlegen (Spieler*in auf Balkon…). 
    • Eine Stuhlgalerie mit entsprechende Abständen aufstellen, als Basis für die Aktionen der jeweiligen Spielenden
  • Möglichkeiten der szenischen Interaktion für zwei Spielende auf Abstand, 

zum Beispiel 

  • Fern-Interaktion
    • Mit der magischen Hand/dem magischen Auge agieren: ein/e Spielende/r „dirigiert“ eine/n andere/n mit ihrer/seiner Handfläche bei permanenter Einhaltung des Abstands (erhobene Hand zwingt in die Knie, Schritte nach hinten zwingen zum Mitkommen…)
    • Tänzerische Synchronisation des Verhaltens auf der Bühne
  • Körperliche Nähe durch Medium symbolisieren, zum Beispiel 
    • eine Umarmung, einen Kuss in einer begleitenden Filmszene einblenden 
    • einen Kampf als Bilderserie zeigen 
    • spielerische Aktionen einzeln aufnehmen und dann im digitalen Medium zusammenschneiden und so Nähe und Interaktion durch die Montage erzeugen 

  • Eine Nahszene in eine Distanzszene übersetzen, indem die intensive Vorstellung einer Nahszene jetzt mit einem symbolischen Objekt dargestellt wird

zum Beispiel

  • „Zärtlichkeiten“ mit einem Kissen / Kuscheltier etc. spielen
    • „Bedrängung“ mit einem Band / Fesseln andeuten
    • „Konflikt“ mit einem Stuhl / Notenständer ausspielen

Wo Nähe mit einem/r Spieler/Spielerin unmöglich ist, kommen Stellvertreter zum Einsatz

Eine weitere Möglichkeit besteht darin, Spielende durch Gegenstände zu ersetzen, um damit die Abstandsregeln zwischen Personen zu umgehen

  • Massenszenen symbolisch inszenieren, Objekte als Stellvertreter für Spielende

zum Beispiel 

  • Kostüme auf Kleiderbügeln 
  • Möglichkeiten des Figuren- und Objekttheaters, 

zum Beispiel 

  • Puppen als Träger der Handlung oder als Dialogpartner der Spieler*innen (Papierfiguren, Fingerpuppen, Handpuppen, Stabpuppen, Marionetten, Schattenfiguren, Schwarzlichtfiguren…) 
    • Objekte als Stellvertreter einer Figur werden monologisch angesprochen
    • Objekte werden als Protagonisten einer zu erzählenden Geschichte eingesetzt
Figuren aus dem Stück können als Schattenfiguren dargestellt werden
  • Möglichkeiten des Zeitungstheaters / der Mauerschau

zum Beispiel 

  • einen Teil der Handlung als Zeitungsmeldung verlesen 
    • Zeitungsseiten als „Vorhang“ für die Spieler*innen auf Stuhlgalerie verwenden, Zeitung herunternehmen und Meinungen (…) äußern 
    • einen Teil der Handlung von einem Berichterstatter am Fenster (…) wiedergeben lassen 

  • Möglichkeiten der Einbindung von Medien

zum Beispiel 

  • Videoeinspielung 
    • Einblenden von Bildern / einer Bildfolge 
    • vom Abstand her problematische Szene lediglich als Tonspur einspielen 
    • Bilder / Standbilder auf der Bühne mit Tonspur unterlegen 

Masken können Inhalte wirkungsvoll unterstützen

Masken als ästhetisches Mittel in der Inszenierung

Masken sind bei Übungen und Inszenierungen nicht ungeeignet, wenn die Maske als ästhetische Herausforderung gesehen wird. Das Sprechen und Spielen mit Maske ist durchaus möglich, erfordert sehr deutliche Artikulation und etwas mehr Kraft in der Sprechstütze. Es ist daher sinnvoll, Sprechtexte soweit wie möglich zu reduzieren. 

  • Möglichkeiten der szenischen Aktion mit Masken als Mund-Nasen-Bedeckung 
    • Spielen mit der Mund-Nasen-Bedeckung: zum Beispiel das Auf- und Absetzen zelebrieren (Abstand) 
    • Mund-Nasen-Bedeckung als Halbmaske gestalten und damit spielen, zum Beispiel fertige Mund-Nasen-Bedeckungen mit Aufdrucken und Aufschriften verwenden, 
    • Maske hinter der Maske 
    • Markierung von Rollen und Status durch die Masken, z.B. alle haben weiße Masken, einer hat ein schwarze 
  • Spiel mit langen Schals – zum Beispiel um den Kopf wickeln, sich dadurch näherkommen, wieder auswickeln… 
  • Spiel in Ganzkörperanzügen – Second Skin